Für das aktuelle Schuljahr 2024/25 haben die beiden Co-Leiterinnen der Heilpädagogischen Schule Aarau (HPSA), Caroline Hächler und Rahel Vontobel, ein neues Konzept ausgearbeitet. Es integriert die zentralen Aspekte des Lehrplans 21 im Schulalltag unter Berücksichtigung der geltenden Rahmenbedingungen. Als Grundlage für das neue Konzept standen folgende Fragen im Vordergrund:
Folgende Fragen standen im Vordergrund
- Wie können wir den stark heterogenen Schülerinnen und Schülern gerecht werden?
- Welche Bedürfnisse haben sie?
- Wie gestalten wir eine inklusive Schule?
- Wie sieht die interdisziplinäre Zusammenarbeit aus? Wer ist beteiligt?
60 Schülerinnen und Schüler
Die Heilpädagogische Schule Aarau umfasst 60 Sonderschulplätze, die von sehr heterogenen Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 4 und 18 Jahren belegt werden. Viele von ihnen sind stark beeinträchtigt, auf den Rollstuhl angewiesen, können sich nicht verbal ausdrücken (nur mithilfe unterstützter Kommunikation) und benötigen einen hohen Pflegeaufwand.
Die Schule neu denken
Zur Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedürfnissen fokussiert sich die HPSA mit dem neuen Konzept auf die Planung von Lerngelegenheiten. Das geschieht durch das Setzen von klaren Lern- und Förderzielen und die optimale Gestaltung von Lernangeboten und Lernumgebungen, um diese Ziele zu erreichen. Es werden vier Bausteine unterschieden, um gute Lerngelegenheiten zu schaffen: Strukturelle Anpassungen, Unterrichtsanpassungen, Planung Therapien und Planung Umwelt/Wohnen.
Vier Bausteine, um gute Lerngelegenheiten zu schaffen
- Auflösen des Klassensystems und Aufteilung in 3 Zyklen
1. Zyklus: Kindergarten und 1./2. Klasse
2. Zyklus: 3.–6. Klasse
3. Zyklus: 7.–9. Klasse.
- Ressourcen auf den jeweiligen Zyklus verteilen und nach Bedarf nutzen
Die zur Verfügung stehenden Lehrmittel, Materialien und personellen Ressourcen werden so geplant und eingesetzt, dass sie über die gesamte Dauer eines Zyklus optimal genutzt werden können.
- Flachere Hierarchien in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Heilpädagogischen und Sozialpädagogischen Mitarbeitenden schaffen
Die Zusammenarbeit findet mehr auf Augenhöhe statt. Das fördert die Kommunikation, die gegenseitige Wertschätzung, eine effizientere Entscheidungsfindung und die Innovation, indem alle Teammitglieder ihre Ideen und Vorschläge einbringen.
- Zyklusübergreifende Themen: Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich zieldifferenziert gemeinsam mit dem gleichen Inhalt, wie zum Beispiel dem Jahresmotto «Mein Zuhause».
- Bedürfnis- und Interessensgruppen schaffen: Der Unterricht wird so gestaltet, dass er auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Schülerinnen und Schüler eingeht.
- Arbeiten am gemeinsamen Gegenstand nach Georg Feuser: Der projektorientierte Unterricht fördert das gemeinsame Lernen am selben Thema, unabhängig von den Fähigkeiten. Er ermöglicht Kooperation und Kommunikation unter den Schülerinnen und Schülern durch den gegenseitigen Austausch.
- Räumlichkeiten auf die Bedürfnisse der heterogenen Klasse anpassen: Die Lernumgebung wird so gestaltet, dass sie den unterschiedlichen Anforderungen und Bedürfnissen aller Schülerinnen und Schüler gerecht wird. Das umfasst beispielsweise Barrierefreiheit, Rückzugsorte, Flexibilität der Räume für Einzel- und Gruppenarbeiten etc.
In der HPSA fliessen Logopädie und Psychomotorik-Therapie durch interne Mitarbeitende sowie Physiotherapie und Ergotherapie durch externe Partnerinnen und Partner in den Schulalltag ein, um die ganzheitliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zu unterstützen.
Dieser Baustein hat an Bedeutung gewonnen und wird für 2025 als Jahresmotto «Mein Zuhause» im Schulalltag der HPSA gelebt. Das neue Konzept sieht ausserdem vor, den Bezug zu den Eltern zu intensivieren, um sie im Schulalltag einzubinden: Welche Talente haben die Eltern? Wie können diese eingebunden werden? Den Eltern wird dadurch Einblick in den Schulbetrieb ermöglicht und sie können an Aktivitäten teilnehmen wie dem Besuch eines Bauernhofs, der Mittagstischbetreuung, der Organisation eines Sportevents oder der Mitwirkung im Elternrat.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Zyklen
Die Zuständigkeiten der Mitarbeitenden für die Lernangebote sind klar definiert, um eine optimale Unterstützung der Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten. Die zu vermittelnden Kompetenzen richten sich nach Schweregrad der kognitiven Beeinträchtigung, sind aber über alle Kompetenzen hinweg durchlässig.
Materialien und Ressourcen
Raumgestaltung in der Heilpädagogischen Schule Aarau
Pro Zyklus stehen in der HPSA drei Schulräume zur Verfügung. Ihre Gestaltung ist den zu vermittelnden Kompetenzen und den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler angepasst. Genutzt werden zusätzlich ausserschulische Lernräume wie die Natur oder die Stadtbibliothek Aarau.
- Reizarme Gestaltung
- Förderung am Tisch
- Arbeitspläne
- Mittagssituation darin möglich (Essutensilien im Raum verstaut)

Mittagstisch im Schulzimmer

Mittagstisch im Schulzimmer

Mittagstisch im Schulzimmer

Mittagstisch im Schulzimmer
Für sensorische Angebote und Rückzugsmöglichkeiten:- Bewegungsmöglichkeiten
- Basale Angebote
- Rhythmik Angebote
- Schaukel, Rückzugsboxen/Snoezlerraum
- Hör- und Bücherecke
Rollenspiele / Spiele des alltäglichen Lebens
- Puppenhäuser
- Spielküchen/Familienecke
- Verkleidungsmöglichkeit
Bau- und Konstruktionsspielzeug
- Nachstellen von Alltagssituationen
Interaktive und kooperative Spielbereiche
- Brettspiele, Puzzles und Gesellschaftsspiele
- Kooperative Spielmaterialien wie Teamspiele
- Bewegungsspiele und Aktivitäten im Freien
Ausserschulische Lernräume