22. Mär 2022
Schürmatt Erfolgsgeschichten

So funktioniert Integration

Die Stiftung Schürmatt bietet seit Schuljahr 2020/2021 eine Behinderungsspezifische Beratung für Regelschulen an. Aber was versteckt sich hinter diesem Angebot der Stiftung? Wir schauen uns den Beratungsdienst, welcher im Organigramm dem Bereich Schule und Therapie angegliedert ist, genauer an.

Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung ist ein wichtiger Bestandteil der UN-Behindertenrechtskonvention und fängt bereits im Kindesalter an. Der Kanton Aargau hat sich zum Ziel gesetzt, zukünftig mehr Kinder mit einer kognitiven Beeinträchtigung in der Regelschule zu beschulen. Schritt für Schritt werden nun Angebote erarbeitet, die zu dieser Zielerreichung beitragen. Denn eine erfolgreiche Integration dieser Kinder muss fachlich vorbereitet und im System der jeweiligen Regelschule gut verankert werden. Die Heilpädagogischen Schulen der Stiftung Schürmatt verfügen über langjährige Erfahrung in der Beschulung von Kindern mit einer kognitiven Beeinträchtigung und können die Regelschule unterstützen, damit eine Integration für alle, also für die Lehrpersonen, die Schulleitungen aber auch für die Klasse und die Eltern, zum Erfolg wird.

Integration muss gut begleitet werden. 

Genau dort setzt die Behinderungsspezifische Beratung an. Zwei Heilpädagoginnen der Heilpädagogischen Schule Aarau stehen den Fachpersonen der Regelschulen mit Rat und Tat zur Seite, wenn es darum geht ein Kind mit einer kognitiven Beeinträchtigung zu integrieren. Unbürokratisch unterstützen und beraten sie bei Fragen zur Integration von Schülerinnen und Schülern jeder Altersklasse. Sie bieten für Schulleitungen und Lehrpersonen fachliche Unterstützung an, beraten bezüglich Hilfsmittel, Infrastruktur, Transport oder bei der Suche nach geeigneten Lehrmitteln und didaktischen Materialen. Bei Bedarf machen sie Unterrichtsbesuche, geben ein Feedback und nehmen an Elterngesprächen teil, immer mit dem Ziel die kognitiv beeinträchtigte Schülerin bzw. den Schüler erfolgreich in eine Klasse zu integrieren. Dabei arbeiten sie diskret und gehen auf die Bedürfnisse aller Beteiligten ein. Die Stiftung Schürmatt ist davon überzeugt, dass die aktive Integration viel Potential birgt. Zum einen bietet die Integration für Kinder mit einer kognitiven Beeinträchtigung sehr viel Entwicklungsmöglichkeiten, sei es sprachlich oder im sozialen Bereich. Aber auch die Schülerinnen und Schüler der Regelschule profitieren. Denn der tägliche Umgang mit Behinderung und Vielfalt stärkt den sozialen Zusammenhalt, fördert das Bewusstsein für Selbstwirksamkeit und bereitet auf das spätere Leben vor.

Die Behinderungsspezifische Beratung bietet die Stiftung Schürmatt für die Bezirke Kulm und Aarau an. Rahel Vontobel ist eine der Heilpädagoginnen, die den Dienst betreibt und seit Start mit dabei ist. Wir stellen ihr drei Fragen. 

Rahel Vontobel, wie läuft der Dienst? Gibt es viele Anfragen für Beratungen? Sind es eher grössere oder kleiner Schulen, die bei euch anklopfen?

Von Beginn an bekamen wir sehr viele Anfragen von Regelschulen, welche dringend Bedarf anmeldeten. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Sicher haben grössere Schulen einen höheren Bedarf an Unterstützung, da sie mehr Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten und besonderen Bedürfnisse haben. Es sind jedoch auch kleinere Schulen, welche sich bei uns melden.

Wie läuft eine klassische Beratung ab? Wie lange begleitet ihr die Regelschulen im Durchschnitt? 

Die Lehrpersonen, welche Unterstützungsbedarf haben, melden sich meistens telefonisch oder per Mail bei uns. Wir nehmen diese Anfrage auf und besprechen telefonisch erste Fragen und erstellen eine Situationsanalyse. Danach machen wir einen ersten Schulbesuch ab, um die Situation vor Ort, die Lehrpersonen und das Kind kennen zu lernen. Anschliessend geben wir eine kurze Rückmeldung zum Beobachtenden oder schliessen eine Beratung an. Eine Beratung dauert oft 1 bis 2 Stunden, manchmal mit einer Lehrperson, oft mit dem ganzen Team.

Die Einsätze können unterschiedlich sein, je nach dem Bedürfnis der Lehrperson. So sind wir einmal an einem Ort zu Besuch oder coachen wöchentlich über Monate.

Wurden dank dem Dienst bereits Schülerinnen und Schüler erfolgreich integriert? Begleitet ihr dort weiterhin?

Es gibt wirklich erfolgreiche Integrationen, in allen Stufen der Regelschule. Ob wir dort weiterhin aktiv dabei sind, hängt auch vom Bedürfnis der Lehrperson ab. Wenn ein Kind ein ausgewiesener Sonderschulstatus erhalten hat, sind wir regelmässig in Kontakt mit der Schulleitung und der Lehrpersonen, um den Prozess zu begleiten. Gerade bei einem Stufenwechsel ist es wichtig, wenn wir begleitend dabei sind.

Behinderungsspezifische Beratung

Autorin: Rahel Vontobel / Anja Schenk

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